mein momentanes Lieblingsbuch: Oriels Tagebuch
Ich lese gerade das Buch "Oriels Tagebuch" von Robert Harrison. Hab ich mir vor ein paar Jahren gekauft und fands damals schon so toll! Jetzt hab ichs wieder rausgeholt und bin wieder absolut begeistert.

Das Buch ist ein Roman, in dem der Engel Oriel die Geschichte Jesu (nach dem Lukasevangelium) erzählt. Das klingt erstmal ziemlich platt, aber das Buch steckt voll tiefer Wahrheiten. Außerdem gibt es auch viele witzige Stellen und einiges ist eben auch mal hinzuinterpretiert, aber so, dass es trotzdem passt und nichts verfälscht!
Jedenfalls bekommt man durch das Buch auch einen ganz anderen Blick auf die unsichtbare Welt und geistliche Zusammenhänge. Es bringt auf jeden Fall zum Nachdenken und berührt mal auf ernsthafte, mal auf humorvolle Art und Weise. Und nebenbei wird man wieder an viele Ereignisse in Jesu Leben erinnert und bekommt einen Einblick, was der "große Plan" für uns Menschen wirklich bedeutet und wie sehr Gott uns Menschen liebt.
Ich bin noch am Anfang des Buches, aber hier mal ein paar Auszüge, die ich so köstlich finde, dass ich sei immer wieder lese:
"Vorhin waren ich und die anderen drei verbliebenen Erzengel - Luzifer macht auf Opposition - zu einer vertraulichen Besprechung mit... In der Menschensprache gibt es kein Wort, das auch nur annähernd an unsere Bezeichnung für den herankommt, dem wir unaufhörlich dienen. Es muss reichen, wenn ich ihn "mein Chef" nenne."
"Schon kurz nachdem sie aufgetaucht waren fingen die Menschen an, Ärger zu machen. Ist schon komisch, dass für etwas so Vergängliches wie den homo sapiens ein solch gefährlicher Plan ausgeführt werden soll. (...) Ich werde das Gefühl nicht los, dass mein Chef die Menschheit mehr liebt als uns, wobei wir doch aus dem selben soliden geistlichen Stoff gemacht sind wie er. "Oriel" höre ich ihn im Geiste sagen, "Kannst du denn mehr geliebt werden als ganz und gar?"
"Die arme Maria geriet ganz aus Fassung. Menschenaugen wissen nie, was sie mit etwas so Realem wie einem Engel anfangen sollen."
"Vater, Sohn und dieser geheimnisvolle Teil im Wesen unseres Chefs, den wir nur sehr selten treffen und den wir als Direktor bezeichnen..."
"Und jetzt ist Der, Der jedes einzelne Atom im Griff hatte, nichts weiter als ein wässriger Zellklumpen in einem jungen Mädchen, in einem unbedeutsamen Dorf, in einem besiegten Volk, auf einem der kleineren Planeten (...) So viel Kleinheit kann man sich beileibe nicht vorstellen. Das ist Liebe."
"Auf einer Fete, die mein Chef anlässlich dessen gab, was die Menschen drolligerweise als Urknall bezeichnen, lief ich Sephrim über den Weg. (Der Chef hat es deutlich häufiger noch viel lauter knallen lassen, aber dieser spezielle Knaller gehört immernoch zu seinen liebsten.)"
"Ich sagte "Aber.." und kam nicht weiter. Mose mag ja noch mit Gott gestritten und gewonnen haben, aber das steht Engeln, selbst Erzengelen, nicht zu."
Josef und Maria auf dem Weg nach Bethlehem: "Eine Zeit lang hatte der vornehme Zimmermann erwogen, die kurze Strecke durch Samaria zu nehmen, was mich in Panik versetzte. Zwar konnte er die vielen Engel nicht hören, die im Umkreis von einer Woche "Bloß nicht!" brüllten, doch ließ er diese verrückte Idee wieder sausen."
"Ich bin mir der wachsamen Augen der Opposition bewusst, aber sie werden abwarten, was mein Chef vorhat."
"Maria schläft. Josef betet (was gut für uns ist, denn so wird er für unsere Hilfe empfänglicher sein)."
"Könnten stoffliche Geschöpfe Engelsstimmen vernehmen, wären die Bewohner des Universums womöglich schon taub von dem Schreckensgeheul, das im Himmel widerhallt. Der Esel lahmt!"
"Nach all dem Beten von gestern Abend sollte er die Nachricht empfangen; und genau dieses Gebet von gestern Abend machte ihn müde genug, um jetzt zu schlafen."
"Rafael sah mich verlegen an und sagte kaum hörbar: "Wir sollen aber singen. Unser Chef hat den Chor selber bestellt." Ich entgegnete ziemlich barsch: "Doch nicht hier! Wir haben schon genug zu regeln." Sephrim schritt ein: "Da draußen im Gebirge werden doch wohl Nachtwächter mit ihren Schafen sein. Wollt ihr denen nicht was vorsingen?" (...) Und pflichtschuldig kamen sie auch - ein Häuflein Hirten. Vier schlecht gekämmte Wuschelköpfe lugten über das Tor zum Hof. (...) Als die schmuddelige Gesellschaft an mir vorbeiging, sah mich der älteste Hirte zum zweiten Mal direkt an und fragte: "Singt ihr Typen noch mal für uns?" Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern zog von dannen und pfiff eine Melodie von Rafael."
Kurz nach der Geburt Jesu: "Im Lichte dieses Lächelns ordneten sich die die verstreuten Einzelteile meiner Geschichte mühelos. Der Kampf, der Kummer, die Demütigung, der Schrecken und die schiere Panik der letzten Tage in der kurzen Geschichte der Schöpfung nehmen in meinem Kopf Gestalt an. Einen Augenblick betrachtete ich die Episode aus der Perspektive meines Chefs. Die menschliche Tragödie, deren Zeuge ich geworden war - das war der Plan!"
Ein Zettel an der Tür des Chefs: "Engel, bitte stör mich nicht. Im Himmel und auf der Erde gibt es nichts, das nicht noch einen Augenblick warten könnte. Vertrau mir."
Und später: "Büro zeitweilig verlegt in den Tempel von Jerusalem. Wendet euch dort an mich."
Im Tempel. Oriel zum Chef: "Hier sind tausende Menschen mit der ausdrücklichen Absicht hergekommen, dich zu verehren. Und hier stehst du zum ersten Mal seit Jahrhunderten höchstpersönlich. Aber jeder Einzelne geht schnurstracks an dir vorbei, ohne auch nur einen Blick in deine Richtung zu werfen. Das ist witzig." Mein Chef lächelte: "Liebst du sie denn nicht einfach?"
Maff (ein weiterer Engel) kommt im Tempel dazu: "Was hälst du von meinem Haus, Maff?" (...) Seine Antwort kam so schnell wie direkt: "Ganz schön verkommen." "Eine gute Antwort." antwortete mein Chef lächelnd. "Es wird dich freuen zu hören, dass es nicht mehr sehr lange hier stehen wird."
"Etwas später tauchten Josef und Jesus durch das große Tempeltor auf. Der junge Jesus schaute seinen Vater (=mein Chef) geradewegs an und lief ihm in die Arme. Josef meinte, Jesu Freude hätte mit der Schönheit des Tempels zu tun. (...) Vater und Sohn verzogen sich in eine ruhige Ecke."
Vielleicht werde ich bei Gelegenheit ab und zu ein paar weitere Highliths hier reinschreiben. Aber an sich empfehle ich das Buch zu lesen, weil es echt schön zu lesen ist. Ich hab damals, als ichd as Bucht das erste Mal gelesen habe, bei der Kreuzigungszene echt heulen müssen, obwohl ich ansonsten noch nie bei Jesus-Filmen oder so an der Stelle weinen mußte.
DOREEN